Vortrag zur Rittersgrüner Mettenschicht am 21.12.2012 von Frank Tuchscher
Abb. 1: Kirche zu Rittersgrün um 1907 und 2012 | Abb. 2: Gedenktafel | |
Wie in den Ausführungen von Arnfried Viertel bereits erwähnt, wurde unsere Kirche auf den Grundmauern des Wohnhauses des Escherhammers erbaut. Wenn man in Rittersgrün über Hammerwerke spricht, dann verbindet sich damit unwillkürlich der Name VON ELTERLEIN. Diese Familie hat über viele Jahrhunderte, vom 15. bis ins 19. Jh. die Geschichte des Bergbaus, der eisenverarbeitenden Industrie und der Hüttentechnik im Erzgebirge, speziell in unserer Region wesentlich beeinflusst. | ||
Wappen der Familie von Elterlein 1514-1783 |
Zur Würdigung und Erinnerung an die Hammerherren VON ELTERLEIN wurde diese Gedenktafel im Durchgang zum Friedhof der Rittersgrüner Kirche angebracht. Bereits 1497 wird JOHANN VON ELTERLEIN als Verwalter des neugegründeten Stadtgerichts der erst am 21.09.1496 durch Georg den Bärtigen, Herzog von Sachsen, gegründeten Stadt Annaberg erwähnt. JOHANN wurde Stadtvogt, Mitglied des Rates und 24.05.1514 in den erblichen Ritterstand erhoben. | |
Das über 500-jährige Wirken der VON ELTERLEIN in 10 Minuten darstellen zu wollen ist unmöglich! Daher möchte ich in meinen Ausführungen lediglich auf die III. Hauptlinie dieser Familie - auch Rittersgrüner Linie genannt - eingehen, die mit JOHANN AUGUST VON ELTERLEIN; geboren am 23.05.1669 auf dem Pfeilhammer zu Kleinpöhla, gestorben am 23.04.1725 in Rittersgrün beginnt. | ||
Abb. 4: Wappen Carl Heinrichs von Elterlein über dem Portal des Herrenhauses Pfeilhammer in Pöhla | ||
Er kauft 1704 den Arnoldshammer und 1710 den Schmerzinghammer auch bezeichnet als Roter Hammer oder Rothenhammer, den er bereits seit den 1690er Jahren als Pächter betrieben hatte und brachte damit beide Rittersgrüner Hammerwerke in seinen Besitz. Für die folgenden weit über 100 Jahre sind nun die Rittersgrüner Hämmer im Besitz dieser Familie. | ||
JOHANN AUGUST VON ELTERLEIN erwarb weitere Gebäude und Grundstücke, ließ für seine Hüttenarbeiter neue Häuser in der Nähe seiner Hammerwerke errichten und wirkte als Erb-, Lehn- und Gerichtsherr in Rittersgrün. Er stirbt am 23. April 1725 in Rittersgrün und wurde drei Tage später begraben. Ob er als erstes Familienmitglied im Erbbegräbnis in der Rittersgrüner Kirche beigesetzt wurde, wird angenommen, ist jedoch nicht nachgewiesen. | ||
Abbildung aus: Album der Sächsischen Industrie von 1854 | ||
Die VON ELTERLEIN besaßen Erbbegräbnisse in den Kirchen von Grünstädtel (in welches Pöhla eingepfarrt war) und Rittersgrün. | ||
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Der älteste Sohn HANS AUGUST (*07.10.1697, †17.09.1769) aus erster Ehe von JOHANN AUGUST übernahm nach dem Tod des Vaters 1725 beide Rittersgrüner Hammerwerke und heiratete 1735 seine Cousine Juliana Sophia. In einer Urkunde wird 1756 AUGUST BENJAMIN VON ELTERLEIN (*30.09.1738 in Rittersgrün, †11.08.1793 in Rittersgrün) als Besitzer des Arnoldshammers in Unterrittersgrün ausgewiesen. Gemeinsam mit seinem Bruder HANSS AUGUST wird er am 24.04.1783 geadelt. |
Nach dem Tod von AUGUST BENJAMIN erbte in der folgenden Generation sein einziger Sohn CARL HEINRICH VON ELTERLEIN (*22.09.1780 in Rittersgrün, † 09.10.1846 in Rittersgrün) beide Hammerwerke. CARL HEINRICH VON ELTERLEIN war der letzte Hammerherr in Rittersgrün. |
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Seine Frau JOHANNA AMALIE, geb. BENKERT gilt als die „Verfasserin der Weihnachtshymne des Erzgebirges“ 1862 wird erstmals ihr Name in einer Publikation des Annaberger Schulrates Dr. Moritz Spieß in Verbindung mit dem "Heiligohmdlied" genannt: | ||
Nach dem vergeblichen Versuch, statt der Eisenhämmer Walzen zur Bearbeitung der Eisenbleche einzusetzen, die 1828 über Hamburg aus England herantransportiert worden waren, verloren beide Rittersgrüner Hammerwerke immer mehr an Bedeutung. Auch die unsichere politische Lage während der französischen Besatzungszeit (1806-1813) und die damit verbundenen hohen Kontributionszahlungen wirkten sich negativ auf die Eisenindustrie aus. | ||
1842 (möglich auch erst 1846) soll CARL HEINRICH VON ELTERLEIN die Rittersgrüner Hämmer an die Besitzer des Erlaer Hammers NESTLER & BREITFELD verkauft haben, die bereits mehrere Jahre vorher schon Pächter waren. Aus der Chronik des Kirchdorfes Rittersgrün von 1898 geht hervor: „Das Aufhören der Hammerwerke ums Jahr 1850 hatte zur Folge, daß 200 Personen den Ort verließen.“ Nach dem Zusammenschluss von Ober-, Unter- und Hammerrittersgrün zur Gemeinde Rittersgrün im Jahr 1856 wurden die Gebäude der Hammerwerke als Holzschleiferei, Holzpappenfabrik, Brettschneiderei und Gasthof verwendet. |
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Der aus Raschau stammende Gerber Daniel Simon Junghans gründete gemeinsam mit dem Spitzenhändler August Wenzel eine Holzschleiferei auf dem Gelände des früheren Schmertzinghammers und baute diese zu einer Pappenfabrik um. Das Gebäude dieser Fabrik wurde im Frühjahr 2009 abgerissen. | ||
Abb. Fabrikgebäude Junghans & Söhne um 1906 (oben) und kurz vor dem Abriss 2009 (rechts) |
Aus den Schmertzing'schen Hammergebäuden etwas weiter flussaufwärts entstanden zwei Sägewerke. Carl Ludwig Flemming, der Sohn eines Bürstenmachers aus Schönheide gründete 1864 eine Holzwarenfabrik in Oberglobenstein, die noch heute betrieben wird. |
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Die Nachfahren der Familie VON ELTERLEIN wurden Kaufleute oder Verleger, so wie der jüngste Nachfahre WOLFRAM VON ELTERLEIN, der heute in Stuttgart lebt und zu dem ein enger Kontakt besteht. Er heiratete am 04.04.2009 in der Sankt Laurentiuskirche der Stadt Elterlein. |
Holzwarenfabrik Flemming auf einer Postkarte von 1912 |
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Blick auf Rittersgrün |
Wer heute auf Rittersgrün schaut, der sieht ein Dorf ohne Hammerwerke und Gruben, aber mit Menschen, die gleichfalls Geschichte schreiben so wie die Familie VON ELTERLEIN Jahrhunderte vorher. Soll es noch lange so bleiben! GLÜCK AUF! |