Im Jahr 2019 möchten wir den Besuchern unserer Webseite in einigen Beiträgen sowohl unseren Besucherstolln "Oberer Rother Adler" etwas näher bringen, als auch ein paar interessante Fakten zu unserer Knappschaft veröffentlichen. Mit dem ersten Beitrag soll zunächst eine allgemeine Einordnung des Bergbaus in Rittersgrün und  des "Rothen Adler" vorgenommen werden. Ebenso auch ein Hinweis auf die daraus resultierenden Hammerwerke und deren Untergang. 

Geplant sind an dieser Stelle Beiträge zur Geschichte der Knappschaft, zur Knappschaftsfahne, zum leider gestohlenen Ornat und den zugehörigen Sargschildern, aber auch eine kleine Geschichte zu den Schlusssteinen des "Oberen und Mittleren Rothen Adlers". Schauen Sie also ab und an auf dieser Seite vorbei und bleiben Sie ein wenig neugierig.    

Das Erzgebirge ist nicht irgendein Gebirge. Es ist das Gebirge, welches wohl wie kein anderes durch den Bergbau geprägt wurde. Berühmte Bergstädte wie Freiberg, Annaberg, Marienberg oder Schneeberg sind eng verbunden mit großen Silberfunden und mit vielen Generationen von Bergleuten. Doch ohne Eisen für das Gezähe (Werkzeug) des Bergmanns, für Maschinen oder Ausrüstungen in den Gruben wäre es schwerlich möglich gewesen, die Grundlage für den Reichtum Sachsens über viele Jahrhunderte zu schaffen. Wo lagen diese Gruben, in denen das Eisenerz gefördert wurde, aus dem man in Schmelzhütten und Hammerwerken all jenes gefertigt hat, was so wichtig war für den Bergmann? Diese, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bei vielen noch unbekannten Eisenerzlagerstätten liegen im oberen Erzgebirge und Vogtland. Sie befinden sich einerseits in den ausgedehnten Granitregionen um Schwarzenberg, Eibenstock oder Kirchberg, wo seit mehreren Jahrhunderten zahlreiche Roteisensteingänge mit mehr oder weniger Glück bebaut worden und andererseits in der sich östlich von Schwarzenberg ausbreitenden Glimmerschieferregion in den Gegenden um Raschau, Langenberg und Elterlein. Eine dritte Kategorie bilden die Eisenstein führenden Grünstein- und Kalksteinlager, welche sowohl im Glimmerschiefer in der Gegend um Schwarzenberg, als auch im Gneis in der Annaberger Region vorkommen.


Die Roteisensteingrube „Rother Adler“ in Rittersgrün ist eine dieser Gruben. In der Mitte des 19. Jh. wurden allein hier jährlich 600-800 Fuder (in Sachsen: 1 Fuder = 0,55 m³) Eisenstein abgebaut. Typisch für diese Lager ist, dass die Roteisensteingänge bereits in geringer Tiefe unter der Erdoberfläche auftreten. Von den ehemals rund 80 Gruben in und um Rittersgrün (z.B. Brügners Hoffnung und Häckers Fundgrube an der Burkhardtsleithe) bauten viele auf das in seiner Längsausdehnung ca. 5km und rund 1km breite Lager rechts und links des Rittersgrüner Tales.

Karte Rother AdlerMundlöcher und Verlauf von "Mittlerer und Oberer Rother Adler Stolln" auf einer Karte von 1880

Über mehrere Jahrzehnte wurde in der Grube „Rother Adler“, die ab 1842 zu den reichsten Gruben des Scheibenberger Reviers gehörte, vorzüglicher Roteisenstein (Fe2O3) abgebaut. Dieser ist nur wenig mit Chlorit oder Quarz verunreinigt und bricht hier in einer Stärke von 0,2 bis 1,2 Lachter (1 Lachter entspricht ca. 2 Meter).

Dort wo in den Gruben Eisenerz abgebaut wird, findet man unweit davon auch die Hammerwerke und Schmelzhütten, die das Erz in ihren Öfen verhütten. Allein in Rittersgrün gab es in den letzten Jahrhunderten mehrere Hämmer. Bekannte Hammerherrenfamilien wie die Familie „von Elterlein“ wirkten in vielen Generationen und über Jahrhunderte in der Region. Doch bereits ab Mitte des 19. Jh. waren von den etwas über 2000 Einwohnern des Ortes nur noch wenige in den beiden Hammerwerken sowie dem damit verbundenen Eisengewerbe beschäftigt. Neue Industriezweige wie die Holzschleiferei oder die Papier- und Holzwarenindustrie lösten die Hammerwerke als Hauptarbeitgeber ab. Immer mehr verdrängten billigere Produkte der Eisenindustrie aus dem Ausland (England) die einheimischen Erzeugnisse. Mit der Fertigstellung der Schmalspurbahn zwischen Grünstädtel und Oberrittersgrün im Jahr 1889 wurde nun auch dieser Ort im Pöhlwassertal an das große Schienennetz angeschlossen und damit das Ende des Bergbaus eingeläutet.

Bergparade Mittlerer Rother Adler 1900

Knappschaft und Bergkapelle vor dem Huthaus "Mittlerer Rother Adler" um 1900

Das Grundstück des „Rothen Adler“ mit Huthaus, Stollenmundloch, Zechenhaus und Pulverturm wurde am 03. September 1909 von der "Königin-Marien-Hütte" in Cainsdorf verkauft, nachdem bereits ein reichliches Jahrzehnt vorher der Bergbau im „Rothen Adler“ eingestellt wurde und die letzten verbliebenen Bergleute in der damals noch in Betrieb stehenden Eisenerzgrube „Neusilber-Hoffnung“ in Pöhla anfuhren.

Verkaufsurkunde vom 03. September 1909.

Kaufvertrag


Heute betreibt die Knappschaft Rittersgrün 1713 e.V. einen kleinen Besucherstollen am „Oberen Rothen Adler“, um Bergbauinteressenten einen Einblick in den Abbau des Roteisensteins in der bekanntesten und größten Eisenerzgrube von Rittersgrün zu geben. Gleichzeitig sind die Mitglieder des Vereins bemüht, das Erbe der Vorderen zu bewahren und an die folgenden Generationen weiter zu geben.